Die reine Natur - Knut Marons frühe Bilder über Landschaften von Andreas Steffens

Auf die politischen Aufregungen des ‚Deutschen Herbstes’, mit denen die unerträglichen 70er zu Ende gingen, folgte die intellektuelle Aufgeregtheit über die ‚Neuen Franzosen’ und die ‚Postmoderne’, mit der die 80er Jahre begannen. Es war die Zeit, als erste Theoriebildungen über das ‚Immaterielle’ und die ‚neuen Medien’ entstanden, und die neueste Ästhetik sich ihrer ältesten Ursprünge in einer nun neu gedeuteten Romantik besann, und die Wiederentdeckung des ‚Erhabenen’ bewies, wie genau altes Denken neue Phänomene erschließen lassen kann.

Es war auch die Zeit, als die Farbfotografie kunstfähig zu werden begann. 1976 hatte das Museum of Modern Art in New York mit seiner William Eggleston-Schau den Bann gebrochen. Von da an gab es die Herausforderung, das inflationär verbreitete Medium der Bildberichterstattung zu einer konzentrierten Ausdrucksform der Bildkunst zu machen. [...]

Antje Dorn - Imbisse

NRZ / Essen / Tankred Stachelhaus / 30.01.2007

Besuch von Stan und Wilma

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Verkehrszeichen leiten den Verkehr. Schriftzeichen formen Texte. Zeichen der Zeit werden erkannt. Wie auch immer: Ein Denken ohne Zeichen ist undenkbar. Als "Grundnahrungsmittel" der Kommunikation ermöglichen Zeichen das Leben. Antje Dorn verabreicht sie als "Imbisse" in der "Zone-E" (ehemals Galerie Ockhardt), Kahrstraße 54.

 

Die Berliner Künstlerin, die bereits vom Museum Folkwang mit einer beachtenswerten Fotoausstellung geehrt wurde, nutzt als Malgrund gebrauchte Aluplatten für den Offsetdruck. Darauf pinselt sie in glänzenden Farben holzschnittartig Gebäude und Buchstaben. "Rice" steht über einem Haus von Le Corbusier. Ein Detail eines Plattenbaus in Hoyerswerda ziert der Schriftzug "Milk". Im Angebot hat Dorn "Ice", "Spinat", "Spaghetti" und "Eggs". Beim Bildaufbau achtete die Künstlerin darauf, durch ein alles andere als aalglattes Design Brüche und so Spannung zu erzeugen.

 

Dorn spielt in ihren banal wirkenden, aber dennoch ausgetüftelten Bildern mit dem semiotischen Grundsatz "Ein Zeichen ist ein Zeichen, wenn es durch ein anderes interpretiert werden kann." Sie legt die Bedeutung von Zeichen an sich frei, indem sie die eingeschliffene Assoziationsketten sprengt, dass Schrift auf Häusern meist eine Firma preist. Nein, hier wird Werbung für das Grundnahrungsmittel Zeichen gemacht - bis zum 15. April.

Antje Dorn - Imbisse an der Kahrstraße

WAZ Westdeutsche Allgemeine / ESSEN / Dirk Aschendorf / 07.02.2007

 

Ihre "Potatoes" sind nicht essbar, auch wenn sie in einer ehemaligen Pommes-Bude hängen. Aber seit Dirk Ockhardt den 14 Quadratmeter kleinen Imbiss in eine Galerie verwandelte, riecht es an der Kahrstraße 54 nicht mehr nach Fett, Mayo und Krautsalat, sondern höchstens noch nach Farbe.

 

Daran hat sich auch bei Knut Wolfgang Maron nichts geändert, der den Kunstraum übernahm. Mit den Imbissen von Antje Dorn zeigt der Kurator und Medienkünstler (der außerdem noch an der Hochschule in Wismar lehrt) bereits die zweite "kompromisslose Position zeitgenössischer Kunst", wie Maron seine Ausstellungen bezeichnet. Ausstellungen im wahrsten Sinne des Wortes. Denn das riesige Fenster erlaubt auch außerhalb der kargen Öffnungszeiten und nachts den Blick auf die "Imbisse". Denn Zone E wird durchgehend beleuchtet und wirkt so wie ein Kunst-Teaser, der überraschend ins Allerweltsgetümmel ausstrahlt.

 

So reduziert auf das Wesentliche, kommen auch die klaren Bilder von Antje Dorn daher. Ihre "Imbisse" sind Lebensmittel, Obst, Gemüse, die entweder als Logo oder Signet oder karg-realistisch gemalt zumeist in architektonischem Kontext erscheinen. Es scheint, als wolle die Schülerin von A.R. Penck in ihren strengen farbigen Kompositionen Assoziationsketten auslösen, schließlich überwinden und damit den Betrachter wieder auf die rudimentären Lebensnotwendigkeiten zurückwerfen. Auf jeden Fall spielt Dorn mit der Verbindung von Zeichen, Inhalt und Form, die sensibilisiert und anregt, auch zum intensiveren Schauen - nicht nur auf die Zone E.

 

Denn nur wenige Schritte weiter gibt es Interessantes in der Galerie Obrist. Und dann hat man auch fast schon Folkwang erreicht . . . Mittlerweile hängen alle "Imbisse" von Antje Dorn an ihrem Platz. Künstler und Galerist Knut Wolfgang Maron zeigt bereits die zweite Ausstellung in der zone E. Kürzlich eröffnete er in der Hauptstadt eine zone B.